Dienstag, 1. September 2009

Von Einsiedeln nach Schwyz





















Ein Wasserrad in einem Bach - sinnlos, wenn nicht's ans Wasserrad angehängt ist.

Der Weg nach Einsiedeln ist bis Alptal flach. Kilometerlang zieht er ins Tal hinein.
Alptal hat etwa 500 Einwohner. Davon sind 400 römisch katholisch. Die Kirche ist eine "Gebrauchskirche" - sie wird wohl oft von den Einheimischen besucht. Aber auf Pilger sind sie in Alptal nicht eingestellt. Dabei geht es bald nach dem Dorf ganz steil den Berghang hinauf. Mir gibt der Bannwald leider keinen Schatten und ich meine nun in eine einsame Bergwelt hochzusteigen. Oben aber stehen Autos und ich treffe Menschen beim grillieren, Kaffee trinken und an Fahrrädern werkeln. Die Aussicht auf die Hausberge von Schwyz, die beiden Mythen, sind überwältigend.





















Auch der Abstieg nach Schwyz ist steil. Meine Technik bewährt sich: Beim Aufstieg langsame und lange Schritte, beim Abstieg langsame und kurze Schritte.

Religionskriege sind zwar verwerflich und eines Christen unwürdig. Aber sie zeigen immerhin, dass es da Menschen mit Überzeugungen gegeben hat, für die diese kämpften und auch starben. Das ist übrigens heute manchmal so: Aktuell sind momentan die militanten Tierschützer dran. Das Fehlen der Religionskriege ist weniger auf den aufgeklärten, vernünftigen Zeitgenossen zurückzuführen, als auf dem ungläubigen, überzeugungslosen, verwässernden und vermischenden, flasch tolerierenden Zeitgenossen. Dennoch: Für einen reifen Christen ist Krieg - ja Gewalt überhaupt - keine Option.





















Schwyz empfängt den Pilger am Ortseingang mit einer ausführlichen Informationstafel. Und hier wieder eine Barockkirche - St. Martin...
Hier hat man auf die Gitter verzichtet und Schilder "Bitte nicht betreten" hingemacht. Der Hauswart saugt gerade den Boden mit einem "Wetrok"-Rückenstaubsauger, währendem sein Sohn aus einer roten Giesskanne das Weihwasser nachfüllt.

Wäre das ein vertretbares Bild - das Familienbild:
Die römisch-katholische Kirche ist die Mutter, die reformierte Kirche ist der Vater und die Freikirchen sind die Kinder, die die alten Eltern mit ihren Fehlern sehen, es besser machen wollen, ihr eigenes, selbständiges Leben finden wollen. Sicher, auch sie werden älter und werden sterben - die Familie "Christen" aber lebt weiter.

Donnerstag, 6. August 2009

an-beten

Der Weg von Pfäffikon nach Einsiedeln führt zuerst steil bergan und wird dann einige Kilometer flacher. Vor Einsiedeln tut sich dem Pilger ein atemberaubendes Bild auf: Imn Vordergrund der Sihlsee (ein Stausee seit 1937) und im Hintergrund das Alpenparorama. Auch heute war wieder ein sonniger, heisser Tag. Hjier begene ich nun auch viel mehr Menschen: Wanderer, Biker, Ausflügler, Pilger. Die meisten Menschen sind sehr nett und freundlich. Aber einige - wie dieser ältere Motorradfahrer, dem ich den Vortritt auf dem Fussgängerstreifen leicht erzwungen habe und der mir "schlechte Wünsche" hinterherrief - gibt es auch. Mir erscheinen sie voreingenommen, agressiv, oft lautstark bis gewaltsam mit einer Unzufriedenheit als Grundeinstellung. Denen will ich besonders mit Freundlichkeit und Liebe begegnen, denn sie wissen nicht, wer sie sind und wissen auch nicht, was sie tun.

Nun hat dieser steile Anstieg des Weges seine Parallele zum Hörnliweg. Jetzt trete ich wieder über diese Grenze von geschäftig-reformiert zu stetig-katholisch. Pfäffikon ist zwar nicht ausgesprochen reformiert aber säkularisiert: Gastronomie und Wirtschaft, Schulpsychologischer Dienst, Kebab. Ich denke, dass dahinter ein tieferer Grund liegt: Die ältere Generation hat der jüngeren den christlichen Glauben nicht weitergegeben. Sie hatten ihn ja selber nicht mehr - sie haben sich davongeschlichen.

Im Aufstieg wird der Weg manchmal wild: Waldboden mit grossen Wurzeln und eine leere Packung Dafalgan. Am Wegrand steht: "Pilgern heisst mit den Füssen beten."



Auf dem "Gipfel" steht die St. Mainrad Kapelle. An der Wand steht: "Ich hab dies auserwählt, dass ... mein Herz allzeit daselbst Bleiben soll. 2.par.c.7." Im Restaurant daneben ist Wirtesonntag. Einige Pilger sitzen in der Gartenwirtschaft und essen ihr Picknick. Genau jetzt, wenn ich da vorbeigehe, kommt der Wirt aus dem Haus, mit einem grossen Stempel in der Hand und beginnt bei den Pilgern ihre Pässe zu stempeln. Da schliesse ich mich auch gleich an und bekomme einen sehr schön gestalteten Eintrag.



Die Teufelsbrücke. Eine erste Brücke stand hier schon im 12. Jahrhundert. Das Bachtobel wäre sonst wohl auch kaum sicher zu überqueren. Bei dieser Brücke sei Paracelsus 1493 geboren worden.

Einsiedeln



Was soll ich dazu sagen? Ein "Prior" schreitet schwarz gekleidet, wichtig über den weiten Klosterplatz. Dieser Platz wurde 1419 gebaut, angeblich um einen ausreichenden Abstand zwischen dem Kloster und dem Dorf zu schaffen, damit das Feuer nicht übergreifen kann. Von welcher Seite das Feuer dann käme, wird nicht gesagt.
Sicher, sie ist gross, mächtig, stellt was dar - die barocke Kirche. 1656 bis 1723 wurde sie gebaut. Vorher stand an ihrer Stelle eine ähnlich grosse gotische Kirche. Seit 934 gibt es das Benediktinerkloster in Einsiedeln. Es ist der berühmteste Wallfahrtsort der Schweiz. Die Leute kommen wegen der schwarzen Madonna. Sie ist in der Kirche nahe des Haupteingangs, zentral in einem freistehenden Altar dargestellt. Ich bin erstaunt wie viele Menschen andächtig vor dieser Statue sitzen und die schwarze Frau mit dem schwarzen Kind eingebettet in einen grossen Goldkranz, der zu explodieren scheint, anbeten. Da kommen Menschen aus allen Himmelsrichtungen, oft gleich ein ganzer Car voll. Einsiedeln ist schon lange keine Einsiedelei mehr.
Interessant auch folgendes zu beobachten: Hinter dem Gitter eines Nebenaltars hantiert ein greiser Priester. Eine ganze Traube von Menschen steht an diesem Gitter(es erinnert mich ganz klar an einen Zoo) und halten ihre "Andachtsgegenstände" (Kerzen, Kreuze, Schriften) hin. Der Prister segnet sie - ja, die Gegenstände - indem er murmelnd mit den Fingern das Kreuz schlägt und dann den Gegenstand mit Weihwasser betupft. Wie selbstverständlich gehen die, so mit einem Andachtsgegenstand Gesegneten, weg: Teenager, Geschäftsherren, Grossmütter,...



Votivbilder zuhauf - mit wüsten Szenen von Unfällen und Krankheiten. Die Menschen danken mit diesen Bildern für ihre Heilung. Beeindruckend auch in zwei Nischen neben dem grossen Portal - die Sammlung von Krücken, Prothesen, Fesseln - wohl von Befreiten und Geheilten.
Ich wusste es zwar, aber das jetzt zu sehen, erschreckt mich doch. So viele Menschen stehen auf eine solche Spiritualität und merken nicht, dass sie da ein Geschäft mit Gott und der Handelsstelle "Kirche" betreiben. Sie werden eigentlich hinters Licht geführt. Der christliche Glaube wäre doch: Glaube an Jesus Christus, dann wirst du seelig werden. Er ist für dich und deine Sünden gestorben. Er hat bezahlt, so dass du ohne zu zahlen, leben kannst. Er lebt in denen, die an ihn glauben. Deren Herz ist erfüllt vom Heiligen Geist. Sie brauchen keine Vermittler noch Andachtsgegenstände. Der dreieinige Gott ist einzig würdig, angebetet zu werden. Hier in Einsiedeln wäre eine Reformation hin zum Evangelium von Jesus dringend nötig! Aber fast unaufhörlich klingelt der Opferstock in der Kirche weiter.



Auf dem Klosterplatz wird jedes Jahr das "Grosse Welttheater" von Pedro Calderon de la Barca (1600-1681) aufgeführt. Hier ein Zitat daraus: "Wisset, euer ganzes Leben ist ein Spiel vor Gottes Antlitz. Spielet trefflich drum die Rolle, die der Meister euch verliehen! Vor dem Herrgott, unserm Vater, spielt ihr euer Welttheater. Tuet recht! - Gott über euch!"

Am 2. Mai 1798 fielen die französischen Soldaten in Einsiedeln ein und plünderten das von den Mönchen verlassene Kloster.

1353 stand am Dorfplatz ein Pilgerspital. Das wurde später als Waisen- und Armenhaus genutzt und dann abgebrochen.

Im Migros-Restaurant esse ich einen feinen Zwetschgenkuchen.

Mittwoch, 5. August 2009

Der helle Weg

War Jakobus in Spanien? Sein Freund Paulus jedenfalls träumte davon, dorthin zu gehen: "Wenn ich reisen werde nach Spanien..." (Römer 15,24). Auf einer Jakobsweg-Erklärungstafel steht die Legende zur Muschel: Ein Ritter brachte die Leiche des Jakobus nach Spanien auf dem Schiff. Die Leiche jedoch ging im Meer verloren. Auf wunderbare Weise kam sie wieder zum Vorschein und zwar mit den bekannten Muscheln bedeckt.

Der Weg führte mich heute von Gibswil nach Rapperswil und dann über den Seedamm nach Pfäffikon. Es war ein heisser Sommertag. Aber meistens wehte ein feines, kühlendes Lüftchen und mein Strohhut tut gut.
Ich könnte ja einen beliebigen Weg wählen. Ich könnte links oder rechts abbiegen. Ich könnte ausweichen. Ich könnte einen vermeintlich besseren Weg gehen. Aber zum hellen Weg (hell im Gegensatz zum dunklen Weg der Depression, des Leidens, der Not) gehört, dass ich mich dem Gegebenen füge.

Als die Alpen am Horizont auftauchten und etwas später der Zürichsee, bekomme ich richtig Lust weiterzugehen und Rapperswil zu erreichen.

Eine Begegnung mit einem alten Bauern ruft mir den Preiskampf, die Ungerechtigkeiten im Handel, das Geschäfte machen als Lebens(er)füllung in den Sinn. Die ersten fünf Minuten hat er mit mir hochdeutsch gesprochen - dann hat er gemerkt, dass ich auch einen Schweizerdialekt spreche und hat dann umgestellt: "Es kommen fast nur Deutsche hier vorbei."

Der Weg geht durch einen Hohlweg.

An dieser Wegstrecke gibt es einige ehemalige Pilgerherbergen. Hier die in Töbeli. Sie wurde 1621 erbaut. An der Wand diese schönen Worte:



Im Fenster stehen Gegenstände die mich ahnen lassen, wer dort jetzt wohnt: Synkretisten, Esoteriker - "die Kraft spüren, es ist nicht wichtig welche Religion du hast, aber du musst eins werden mit dem Ganzen,..usw."

Rapperswil mir dem See und der Burg. Das Städtchen zeigt sich von seiner besten Seite. Hinter der Postkartenidylle sind Menschen mit ihren manchmal ganz traurigen Geschichten. Ich freue mich, dass hier die Kirche "Prisma" wirkt. Eine Freikirche, die nah bei den Menschen und nah bei Gott ist und so wirkliche Spiritualität lebt. Ich treffe hier auch ein Kapuziner Kloster (die Mönche sehe ich nicht) in dem seit mehr als 400 Jahren Kapuzinermönche (Franziskaner) leben und wirken. Heute bieten sie Frauen und Männern für eine Woche bis zu einem halben Jahr an, mit ihnen zusammen zu leben. Sie schaffen Raum um Ruhe, Innerlichkeit und Spiritualität zu erfahren. Draussen vor dem Kloster will ein Bettler Geld. Später treffe ich ihn sogar in der Kapelle der Kapuziner und dort spricht er auch Besucher um Geld an. In der schlicht gestalteten Kapelle ist ein Liturgiebuch aufgeschlagen - bei Kapitel 6 des Johannesevangeliums - die Speisung der 5000.

Dienstag, 4. August 2009

Übers Hörnli

Der Beginn des heutigen Weges ist ein Jubellied. Wunderbares Wetter, ein sanftes Bergsträsschen. Von Fischingen gehts heute über das Hörnli nach Steg und noch etwas weiter durch das Tal bis Gibswil.



Das Hörnli hat zwei saftige Aufstiege, zum Teil über Treppen. Die Strecke Steg-Gibswil ist zwar flach aber man geht vor allem auf der Hauptstrasse.

Es ist ja wirklich eine abgelegene Gegend hier - aber mitten in die Ruhe grollt der Lärm der Langstreckenlinienflugzeugmotoren.

In der Kirche von Au ist in kleinen Bildern der Leidensweg Jesu dargestellt. So stelle ich mir den Sinn vor, der diese Bilder für die Menschen hatten, die das Bibelwort nicht lesen konnten oder durften: Sie nahmen das Wichtigste der christlichen Lehre über solche Bilder auf. Aber geht das überhaupt? Können Bilder das Wort ersetzen?

Eine Deckenmalerei ist in dieser Kirche auch interessant: Ein Mönch ist mit "Fäden" zu den Wundmalen Jesu verbunden. Den Gekreuzigten vor Augen - das wird auch an der Kanzel so dargestellt. Ein Kruzifix, dem Prediger zugewandt, soll ihn wohl erinnern, wen er da zu verkünden hat.



Das Hörnli ist wie eine Schranke: Im Norden die Katholiken, im Süden die Reformierten. In Fischenthal ist die Strasse neu geteert, die Markierungen exakt aufgemalt, die Kapelle der Methodisten ist der reformierten Landeskirche verkauft und wichtig sind hier Baugeschäfte, Anschlagbretter mit Werbung und Autolakiererei. Vom Jakobsweg ist kaum was zu sehen. Hier auf der reformierten Seite des Hörnli scheint Gott nicht mehr im Leben der Menschen eine Rolle zu spielen. So ist auch die Kirche von Fischenthal zuerst einmal kalt, langweilig, leer. Doch bei näherem Hinsehen entdecke ich doch relevante Zeichen: Die drei farbigen Glasfenster im Chor, die dominierende Orgel, ein Kreuz steht da und ist mit "Konfirmation 2008" angeschrieben. Und die Bibel ist bei Psalm 104 aufgeschlagen. An der Wand steht gross "Herr, du tust mir kund den Weg zum Leben." aus Psalm 16.

Montag, 3. August 2009

Jakobsmuschel

Der Wetterbericht verheisst dunkle Wolken und ein Regentag. Trotzdem mache ich mich von Münchwilen auf. In Fischingen hatte ich dann genug Wasser unter dem Regenschutz um nicht mehr weiterzugehen.
Dazu passen die vielen Muscheln, die ich auf dem Weg antreffe. Sie sind das Pilgerzeichen. Ich treffe sie an Hauswänden, auf Wegweisern und in Sirnach in dreifacher Ausführung im Gemeindewappen. Das zeigt, dass Sirnach schon von alter Zeit her eine Pilgerstation war. Die Beamtin der Gemeindeverwaltung ist sehr freundlich und drückt mir mit guten Wünschen für die weitere Reise, einen Stempel in meinen Pilgerpass. Gleichzeitig melden sich zwei Ausländerinnen am zweiten Schalter in der Schweiz an: "Wir sind in die Schweiz eingereist - welche Aufenthaltsbewilligung bekommen wir?"
Die Jakobsmuschel: Sie ist im Meer zu finden, dort, wo das Ende des Jakobweges ist. Eine schöne Übertragung habe ich dazu in Sirnach gelesen: Die Jakobsmuschel zeigt Himmel und Erde wie sie zusammenkommen und die Perle hervorbringen - Jesus Christus. In ihm verbinden sich Himmel und Erde und er ist die wertvolle Perle für uns.

Das Kloster Fischingen ist von Benediktinermönchen bewohnt. Es gibt eine Schreinerei, eine Töpferei, einen Gastrobetrieb und eine Pfarrei. In einer Kapelle werden die Stundengebete der Mönche abgehalten - in den Stuhlreihen hat jeder Mönch gleich sein Pult mit den liturgischen Büchern. Im "Direktorium 2008/2009 der Benediktiner-Kongregation" lese ich: "Dienen mag hier, wer Willens, nach strengem Gesetze zu leben, Eifrig bestrebt; wenn nicht: "Schnell nur fort!", ist das Gebot." Ja, so ist das wohl im mönchischen Leben. Klar auch, dass sie Nachwuchsprobleme haben. Ein Kloster ist eigentlich eine kluge Erfindung: Hier kommen Himmel und Erde auch zusammen und zwar in einer recht ausgewogenen Mischung - das Spirituelle erhält hier seinen angemessenen Platz und viel Gutes wird durch das Kloster getan.



Diese steile Treppe zur Klosterkirche macht den Weg zwischen Himmel und Erde nicht gerade leicht...
Die barocke Kirche vermittelt auch innen etwas ganz anderes als das Muschel-Gleichnis. Diese pompöse, kitschige und schwülstige Einrichtung. Diese vielen Altäre und Bilder. Der hohe Bau und das Gitter mitten in der Kirche - die Trennung von Laien und Priestern - das bringt wohl kaum eine Perle Jesus Christus hervor. Ich spüre hier nur eines: Macht.
Auf einem Altar liegt ein Buch (liebe Katholiken: Ist das überhaupt mit Euren Heiligkeitsvorstellungen vereinbar?) in das Menschen ihre Gebete, Wünsche, Bitten und Dank aufschreiben. Da liegt es drin, dass jemand tatsächlich den Anfang des Liedes "Herr ich danke dir, denn du bisch so gut zu mir. Dini Gnad, dini Liebi het keis Änd." (Autor: Jean-Daniel von Lerber, "voll" evangelikal!) aufgeschrieben hat. Darunter steht: "Danke dass ich hier sein kann - es ist wirklich ein Kraftort." ("voll" esoterisch!). Menschen von heute vermischen alles und können kaum noch unterscheiden, kennen die Hintergründe nicht. Und so wurstelt die röm. katholische Kirche mit ihren Bildern und ihrem Götzendienst fröhlich - oder doch eher unüberlegt, traditionsbehaftet und stur - weiter. Der Bildersturm der Reformation war, trotz dem Verlust von Kulturgut, notwendig.
Eine Muschel als Bild würde durchaus genügen.

Freitag, 31. Juli 2009

irren

Bei herrlichem Wetter bin ich heute die Strecke Märstetten bis Münchwilen gelaufen. Zum ersten Mal bin ich Pilgern begegnet: Eine Frau kommt mir gedämpft und verkrampft lächelnd entgegen. Zwei junge Typen grüssen freundlich und sind gleich wieder in ein Gespräch vertieft. Ein älterer Mann mit Wanderstöcken sitzt auf einer Bank und packt den Rucksack aus.

Analog zum Passionsweg Jesu ist hier nach Amlikon ein "Schweizerbauern-Weg" installiert. Mit sogenannten "Lockpfosten" wollen die Bauern dem Vorbeigehenden den Wert der Landwirtschaft näher bringen. Die Stationen heissen z.B. "Oekolohn", "Augenweide", "Dufttest". Meine Idee dazu wäre: Mit den Themen des Alphalive-Kurses solche Stationen am Jakobsweg aufbauen. Dann würden die Pilger endlich über den Kern und das Wesentliche des christlichen Glaubens informiert.

Ich gehe mit Irrlehrern nach fogender Richtlinie um: Lasst alles wachsen - auch das Unkraut - in der Ernte wird aussortiert - und zwar vom Schnitter.
Ich denke, dass man sich ein bischen irren darf. Schliesslich ist das menschlich.
Irren ist ja nichts Böswilliges. Irren geschieht in bestem Wissen und Gewissen. Willentliche irren gibt es gar nicht, das wäre Betrug ohne Sinn.





















Welcher Weg führt zur Kirche? Welcher zu Gott?

Die Kapelle Kaltenbrunnen wurde am 3. August 1781 eingeweiht. Diese Gegend wurde vor der Reformation vom Johanniterorden geprägt. Diese hatten 1228 eine Kamturei (eine Art Kloster) in Tobel gegründet. Während der französischen Besetzung 1798 erlosch der Orden. Wobei ich die Johanniter als evangelischen Orden von Deutschland kenne. Da betreiben sie nach wie vor Krankenpflege, Sanitätsdienste und Diakonie. Der Orden trat in der Reformationszeit zu den Evangelischen über. Das verschweigt man hier in den Unterlagen in der röm. katholischen Kaltenbrunnen-Kapelle. Überhaupt ist es interessant in dieser Gegend das Hin und Her zwischen den beiden Konfessionen zu betrachten. Zuerst röm. katholisch - auch verbunden mit dem Kloster St. Gallen. Dann trat die Bevölkerung von Tobel und den umliegenden Dörfern dem neuen Glauben des Reformatoren Zwingli bei. "In einer Eingabe meinten sie unter anderem, wenn die Priester das Zölibat schon nicht einhielten, sollten sie lieber gleich heiraten." (Aus: Hans Matthey, 200 Jahre Kapelle Kaltenbrunnen). In Tobel wurden die katholischen Gottesdienste eingestellt und die Altäre entfernt. Nach dem Sieg der Katholiken in der zweiten Kappelschlacht (in der Zwingli starb) wurden aber wieder einige röm. katholische Kirchen hergestellt: Tobel wurde wieder katholisch, Affeltrangen blieb hingegen reformiert. Heute sieht man das an den beiden Kirchen: Affeltrangen mit einer grossen reformierten Kirche, mit einem Hahn auf dem Turm und Tobel mit einer alten röm. katholischen Kirche, mit einem Kreuz auf dem Turm. Nun, auch die Kapelle Kaltenbrunnen ist röm. katholisch. Und zwar wurde sie vor mehr als 200 Jahren von einem Gönner gestiftet mit der Auflage, dass darin immer röm. katholische Messen gelesen werden. Der Stifter liess die Kapelle bauen, "...um seiner und der seinen Seel Heil willen, zur Aufbauung und Mehrung des Dienstes Gottes, zur Ehre der überaus gebenedeiten jungfräulichen Mutter Gottes Maria, und aller lieben Heiligen, und zum Troste der abgeleibten christgläubigen Seelen im Fegefeuer." (Aus: ebenda). Womit wir einige der Irrlehren der röm. katholischen Kirche beisammen hätten: Bezahlen, um Seelenheil zu gewinnen, Marienverehrung, Gebete für die Verstorbenen und das Fegefeuer.

Wesentlich ist, den Weg zu finden.

Ich staune immer neu über die vielen Häuser, auch in den Dörfern - fast alle fein herausgeputzt, mit teueren Ausbauten, modernen Fassaden, architektonischen Luftsprüngen - alles in allem Ausdruck von viel Geld.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Konstanz


Gott liebt mich und den Nächsten.
Ich liebe Gott und den Nächsten.
Diakonie: Ich konzentriere mich mit Gott zusammen auf den Nächsten.
Spiritualität: Ich konzentriere mich (mit dem Nächsten zusammen) auf Gott.
Es ist künstlich eine einsame Spiritualität zu leben, obschon die Einsamkeit (die in der Spiritualität eine Zweisamkeit mit Gott sein muss) auch sein muss.

In Konstanz gibt es einen Lutherplatz, eine Lutherkirche (Gott ist die Liebe, Gott ist ein Geist - 1. Johannes 4,16 und Johannes 4,24) und eine Hussenstrasse. Das Münster ist röm. katholisch mit den üblichen Altären und Bildern (von Pelagius, einem Märtyrer, soll hier das Grab sein, Patron von Konstanz, Reliquienverehrung). Gibt es hier ein versöhntes Zusammenleben der Konfessionen?
Im Münster erhalte ich den ersten Pilgerstempel. Die Frau am Stand ist sehr hilfbereeit und zeigt mir den Weg zum Altar des heiligen Jakobus im Kreuzgang.

Gebet
Ich danke Dir dreieiniger Gott, Vater Sohn und Heiliger Geist, dass ich auf diesen Weg gehen darf. Ich möchte dich da ehren, möchte von dir lernen. Schenk mir ein offenes Herz, offene Sinne - für das Wesentliche. Amen

Der Ratschlag der Münsterfrau, den Seitenausgang zu benützen, war genau richtig. Ich trete aus dem Münster in eine Seitengasse in der ganz wenige Menschen sind. Beim Haupteingang ist der übliche Touristenrummel: Eine Solothurnerin sagt zu ihrem Mann: "Ist noch ein herziges Städtchen.". Die erste Wegstrecke führt durch die Hussenstrasse zum Hus-Haus beim Schnetztor. In diesem Haus ist ein kleines Museum (Gratiseintritt) über das Leben und Sterben von Jan Hus eingerichtet. Ich stehe etwas ehrfürchtig in der Kammer, in der Jan Hus vor 600 Jahren während dem Konzil zu Konstanz wohnte und arbeitete. Hus forderte beispielsweise die freie Verkündigung des Wortes Gottes, das Abendmahl in beiderlei Gestalt auch für Laien, die Aufhebung der weltlichen herrschaft der Kirche, die Gleichheit der kirchlichen Personen und Laien bei der Bestrafung der Todsünden. Für solche, in den Augen der röm. katholischen Kirche, Irrlehren, wurde er zum Tode verurteilt.

Nun bin ich auf dem Schwabenweg - so heisst hier der Jakobsweg. Sehr gut ausgeschildert verlasse ich die Stadt. An den Fabrikgebäuden der Mowag (Militärlastwagen und Feuerwehrautos) vorbei ins Grüne.
Ich bin dankbar, dass ich gehen kann, dass ich mich bewegen kann - ohne grosse Behinderung. Ich liebe es, so Entdeckungen machen zu dürfen. Unerwartet taucht immer wieder etwas Neues auf. Das ist ein Stück Freiheit!

Kurz nach Kreuzlingen beginnt ein Passionsweg mit 13 Stationen des Leidensweges Christi. Die erste Tafel zeigt Jesus, wie er zum Tode veruteilt wird. Dann kommen auch fiktive Stationen wie die Begegnung mit der Heiligen Veronika oder die dreimalige Zusammenbrechung unter dem Kreuz. Sicher ist Jesus unter dieser Last zuammengebrochen. Sein Leiden musste unsäglich sein. Und führte hinauf nach Golgatha zum Tod am Kreuz. Der WEg führt auch hinauf. Aber mich stechen nur Mücken. So sehe ich diese Darstellung der Passion Christi als eine echte Ermutigung für die Pilger.

Es gibt mir ein Geborgenheitsgefühl auf dem gleichen Weg zu sein, wie unzählig Andere - mit gleichen, ähnlichen oder auch anderen An- und Einsichten.
Es gibt eine Verbundenheit der Pilger. Mir scheint auch, dass Konstanz verbindend, ja versöhnend wirkt zwischen den verschiedenen Christen.

Der Duft von trocknendem Holz am Wegrand - wie eine Bauernstube im Sommer. Auch Pferde rieche ich ohne sie zu sehen.

Diese Thurgauer Landschaft. Überall Bauern auf dem Feld meim Heuwenden. Diese Landschaft weckt in mir Erinnerungen an meine Kindheit. Ich musste einmal auf einen Hof von Bekannten meiner Eltern, um da Ferien zu verbringen. Dort hatte es viele Kinder. Die waren nicht meine Freunde. Und auch die Erswachsenen gingen hart und lachend mit mir um: Wahrscheinlich haben die gedacht, ich sei so ein Schnösel aus der Stsdt der keine Ahnung hat. Ich hatte Angst: Vor Bauern, der Landwirtschaft, dieser Lebensweise, die einfach arbeiten hiess, rentieren, wissen wie mann's handhabt - niemand versuchte mich einzuführen, erklärte mir irgendwas oder zeigte mir etwas, das ich hätte lernen können. Jetzt rechne ich ab mit dieser Landschaft, versöhne mich mit ihr: Ich sehe den Bauer, der am Jakobsweg eine Compostela-Bar eingerichtet hat: "feiner Espresso". Ich sehe die vielen Höfe mit Trampolin, Planschbecken und Kinderzeichnungen. Da hat sich was geändert. Und meine Angst ist einer Liebe gewichen für diese Menschen - sie sind so wichtig und wertvoll.

Auf dem Weg bin ich keinem Pilger begegnet. Überhaupt hat es an diesem heissen Sommertag kaum Menschen auf der Strasse.
Der Weg war angenehm, abwechslungsweise über Feld und durch den Wald. Nur meine Blasen an den Füssen machten mir zu schaffen.

Dienstag, 28. Juli 2009

Konzil zu Konstanz

Etwa 100 Jahre vor der Reformation war die röm.-katholische Kirche in dermassen viele weltliche Händel und Machtkämpfe, in sittlichen Zerfall und äusserlichen Versuchen diese Kirche zu erhalten, verstrickt, dass sie für den heutigen Betrachter leicht als ungeistliches, menschliches, "fleischliches" Kirchemachen zu entlarven ist.
1414 bis 1418 (die Zeitspanne des 1. Weltkrieges...) war Konstanz der Mittelpunkt der Abendländischen Welt. Rund 50'000 Gäste beherbergte die Stadt und kam damit an die Grenze des Verkraftbaren.
Der Grund der vielen Besucher war eine, für die röm.-katholische Kirche, unhaltbare Situation. Sie hatte drei Päpste gleichzeitig. Und dann war noch ein deutscher König der kräftig mitmischte. Das Konziel sollte in dieser Situation Klarheit schaffen und den einen Papst finden. Es wurde nicht wie an anderen Konzilien grundlegend tief dabattiert. Es wurde mehr intriegenhaft und machtpolitisch entschieden. Ein Papst floh, einer gab nach und zog sich in Würde zurück, einer fügte sich sonst. Und ein neuer Papst mit dem Namen Martin der Fünfte wurde erkoren.
Wichtiger scheint mir die zweite Schiene, die das Konzil auch behandelte, zu sein: Es wurden drei sogenannte Ketzer (Irrlehrer, Abtrünnige) zum Tode verurteilt. Der schon lange vor dem Konzil verstorbene John Wesley, der für die evangelischen Freikirchen starke theologische Wahrheiten vererbte und wesentliche reformatorische Anliegen schon damals formulierte. Seine Gebeine wurden dann 1428 nachträglich verbrannt. Jan Hus, der Täufer, der Vater der Hussiten (Böhmen), die eine wichtige reformatorische Bewegeung wurde. Hus war einer der Vordenker der Reformation rund um Martin Luther. Jan Hus (auch Huss geschrieben) wurde am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt. Hieronymus von Prag war der Dritte der durch das Konzil von Konstanz zur Verbrennung verurteilt wurde. Er war eng verbunden mit Jan Hus und teilte das Gedankengut von John Wesley. Hieronymus wollte vor dem Scheiterhaufen fliehen, widerrief seine Ansichten, besann sich dann etwas später und endete so auf dem Scheiterhaufen.
Zur Illustration der Zustände von damals: Während des Konzils waren 600 offizielle Prostituierte in der Stadt und daneben sicher noch etliche "inoffizielle".

an-gehen

Den Weg angehen heisst zuerst mal weggehen. Loslassen, was bisher alltägliche Normalität war. Auf viele Annehmlichkeiten meines bequemen Lebens verzichte ich jetzt.
Da stehen Fragen: Was nehme ich mit? Es sind genau 10 kg Gepäck am Rücken. Was ist wenn? Ich entschliesse mich das Handy mitzunehmen. Ich in meiner Situation habe Verantwortung auch für einige Menschen, die ich zurücklasse. Ich merke, dass mir eine völlige Trennung vom bisherigen Leben nicht möglich ist - und wohl auch nicht mein Weg.
Heute ist ein herrlicher, sonniger Tag - nach so vielen eher kalten Regen- und Gewittertagen. Blauer Himmel, kühle Luft, viel Sonne, Ruhe schon im Dorf als ich unser Haus verlasse. Doch das ändert sich unerwartet schon am Bahnhof: Unsere Ortsfeuerwehr rückt mit Martinshorn und Blaulicht aus. Da ist vermutlich wieder ein Unfall auf der Schnellstrasse geschehen.
Ein Pfiff, die zwei Lokomotiven fahren ächzend und kreischend an.
Der Weg führt mich heute von Stein am Rhein dem Bodensee entlang nach Konstanz. Meine Idee dabei ist, so den Anschluss an den Jakobsweg zu bekommen.
Eschenz wurde im 6. Jahrhundert Christianisiert. Auf der Insel Werd wurde schon früh eine Pilgerstätte für den verbannten Abt Otmar von St. Gallen (gestorben 759) eingerichtet. 959 ging Eschenz mit der St. Vitus-Kirche ans Kloster Einsiedeln über. Ab 1582 mussten die Reformierten von Eschenz nach Stein am Rhein zum Gottesdienst und später wurden sie auch nur noch dort begraben. Da wird der tiefe Graben von Römisch-katholischen und Reformierten auch in einem kleinen Dorf abseits der grossen politschen und religiösen Machtkämpfe sichtbar. Auch am anderen Seeufer: Ein grosser, alter Gebäudekomplex - eine Klosteranlage?
Gestern predigte ich über die Speisung der 5000 (Johannes 6,1ff). Die Jünger Jesu lernen im Erleben mit Jesus - Jesus versorgt, er gibt ohne lange zu fragen. Und wir haben unsere fünf Brote und zwei Fische zu geben - z.B. für den Hunger dieser Welt.
Mammern: wieder diese zwei Kirchen - röm.-katholisch und reformiert. Der erste Waldfriedhof ist hier: "Friedwald". Die Werbung am Strassenrand versucht diese Bestattungsart schmackhaft zu machen... Interessanter ein paar Schritte weiter: Da steht ein hohes Drahtgestell (verzinktes Armierungseisen) das mit beschriebenen Steinen gefüllt ist. Das wäre eine gute Idee für einen alternativen Grabstein. Die Trauernden würden je einen Stein mit Wünschen, Gebeten, Worten, Zeichen da hineinlegen.
Auffällig sind für mich die vielen Privatgrundstücke. Jeder baut sich hier sein kleines Reich, verwirklicht sich in Wohnträumen. Da leistet man sich was - für sich.
Jetzt wird der Weg härter. Die Sonne brennt und der Weg geht leider kaum durch schattigen Wald.
In Kreuzlingen liegt die Jugendherberge ausgerechnet auf der andern Stadtseite. Das ist für mich ein Stück "Kreuz tragen". Also gehe ich durch die ganze Stadt. Obschon ich kaum noch laufen konnte. Ich wollte zu viel. Und dann hat es keinen Platz in der Jugendherberge. Das ist wie an Weihnachten und meine dabei nicht die Geschenke...
Blasen an den Füssen hindern mich weiterzugehen. Ich beschliesse in diesem wunderschönen Park neben der Herberge zu übernachten.
Leider kam dann gegen Mitternacht ein heftiges Gewitter. Meine wasserdichte Schlafsackhülle war wasserdurchlässig. Somit sog sich der Schlafsack mit köstlichem Regenwasser voll und ich hatte überhaupt nicht mehr heiss. Ich packte alles zusammen und suchte Schutz unter einer gedeckten Bank. Zum Glück hatte ich noch trockene Kleider, so fror ich nur wenig. Aber ich entschloss mich mit dem ersten Zug nach Hause zu fahren um mich wieder neu zu rüsten.
Das An-gehen ist etwas harzig - aber auch das hat einen Sinn.
Zu Hause angekommen, treffe ich alle in Aufruhr. Der Nachbar sei gestern Vormittag auf der Schnellstrasse tödlich verunglückt. Die Feuerwehr habe ihn aus dem zerstörten Auto herausschneiden müssen.

Samstag, 18. Juli 2009

Guckloch

Weg
Von Schaffhausen nach Stein am Rhein - alles auf der deutschen Seite - rechts dem Rhein.

Sogar die Bäume sind hier deutsch und lateinisch angeschrieben.

Büsingen:

Die Kirche des Nazareners in Deutschland

Aus ihrer Homepage:

Die Kirche des Nazareners in Deutschland ist ein Teil der weltweiten Kirche des Nazareners (Church of the Nazarene), einer evangelischen Freikirche, die in der wesleyanischen Tradition steht. In Deutschland wurde sie 1958 gegründet.
Momentan hat sie in Deutschland 20 Gemeinden mit ca. 1300 Mitgliedern und Besuchern.


Schön die hier anzutreffen!

Diessenhofen
Die Geschichte des Klosters St.Katharinental reicht bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurück. Gegründet von Beginen, einer Frauengemeinschaft, die in Diessenhofen ein Spital führte, wurde das junge Kloster 1245 durch einen päpstlichen Entscheid dem Dominikanerorden angegliedert.
Das Kloster St. Katharinental erlebte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Blütezeiten und überstand auch die Reformationswirren nach 1529 unbeschadet. Die Ordensfrauen konnten die wertvollen Klostergüter bewahren.
Im Jahr 1869 wurde das Kloster aufgehoben und die verbliebenen
13 Ordensfrauen siedelten nach Schänis um.
Heute "Kantonales Pflegeheim Katharinental".


Eine schöne Wanderung zuerst dem Rhein entlang, dann durch den Wald und über Land.

Seele
Die St. Nikolaskapelle auf einem Privatgrundstück. Sie ist verschlossen. Ein Guckloch in der Eingangstüre ermöglicht den Blick auf den Chor mit dem Altarbild.
So ist mein Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche: Ich bin nicht drin. Sie steht auf einem Privatgrundstück. Mein Einblick habe ich durch ein Guckloch. Und es wird da wohl um den Nikolaus gehen - wer glaubt denn an den Nikolaus? Das Altarbild wird von einer Mariastatue dominiert. Ganz klein darunter der gekreuzigte Jesus. Die römisch-katholische Kirche, die Unwichtiges zum Wichtigen macht und das Entscheidende in den Hintergrund stellt.

Geist
Ein Gedenkstein:
Der rechte Flügel der französischen Armee lief hier 1800 über.

Vor etwas über zweihundert Jahren wurde am 5. Mai 1800 im Gebiet des Kreises Sigmaringen in und um der Kleinstadt Meßkirch eine der größten und blutigsten Schlachten der Koalitionskriege geschlagen. Die Rheinarmee des revolutionären Frankreich errang dabei eine Sieg über die vereinigten Heere Österreichs und Bayerns. Die Schlacht bei Meßkirch hatte einen Schlüsselstatus und öffnete den französischen Revolutionstruppen den Weg nach Süddeutschland hinein. Vom frühen Morgen bis zum Einbruch der Dunkelheit war die gesamte Gegend rund um die Stadt bis nach Krumbach von Kanonendonner, Kampfeslärm und den Schreien der Verwundeten erfüllt. Sowohl in den umliegenden Dörfern als auch in Meßkirch selbst, welches von den französischen Truppen mit aufgepflanztem Bajonett im Sturm erobert wurde, gingen mehrere Häuser in Flammen auf. Etwa knapp 100.000 Soldaten waren an den Kämpfen beteiligt. Noch heute kann man auf den Schlachtfeldern von damals mit etwas Glück Kanonenkugeln oder verrostete Gewehrläufe finden.

Die französische Rheinarmee,von Napoleons persönlichem Rivalen, General Jean-Victor Moreau (1763-1813) kommandiert, war in vier Armeekorps eingeteilt. Diese wurden von den Generälen St. Suzanne (Linkes Flügelkorps), Saint Cyr (Zentrumkorps), Moreau selbst (Reservekorps) sowie Lecourbe (Rechtes Flügelkorps) befehligt. Auf heftiges Drängen Napoleon Bonapartes und zur Entlastung der französischen Italienarmee stießen am 25. April die Korps St. Suzanne bei Kehl, St. Cyr bei Breisach und Moreau bei Basel aus ihren jeweiligen Brückenköpfen hervor und eröffneten somit den Feldzug. Zu dieser Zeit war die österreichische Deutschlandarmee unter Feldzeugmeister Baron von Kray in ihren Lagern um Donaueschingen und Villingen versammelt. Einige Tage später am 1. Mai überschritt das Rechte französische Flügelkorps unter Divisionsgeneral Claude-Jacques Lecourbe (1758-1815) bei Rheinklingen und Büsingen den Hochrhein. Die schwachen österreichischen Truppen am Hochrhein wurden auf Engen und Stockach zurückgeworfen. Am 3. Mai kam es schließlich bei Engen und Stockach-Nenzingen zu zwei getrennt voneinander gelieferten Schlachten.
Aus: www.napoleon-online.de/html/messkirch1800.html

Körper
Ohne Probleme die paar Stunden gelaufen. Ein kurzzeitiger, leichter Regen machte die Sache sehr angenehm.

Dienstag, 7. Juli 2009

Seele, Geist und Körper


Die Seele ist.
Der Geist denkt.
Der Körper geht.

Geist
Die ersten Schritte auf dem Weg. Weg-gehen. Den Weg vor mir haben und dabei weiss ich noch nicht, was der alles bringt.

Seele
Im Gehen kommt die Seele gut nach.

Körper
Ich finde recht schnell meinen Rhythmus. Die Finger sind etwas geschwollen. Die Schuhe drücken etwas am Rist. Am Rheinfall dann diese Müdigkeit, die mir verbietet mich hinzusetzen, weil ich dann kaum mehr hochkäme.

Weg
Kiesgruben:
Mit Stahl und Oel
wird Kies geholt.
Steine für andere Orte
an denen das Wasser
ablaufen soll
der Untergrund fester
die Landschaft gestalteter.

Der Rhein
fliesst hier ruhig
in den Bäumen
Baumresten im Wasser
im Überfluss.

Das Kloster Rheinau - über die mächtige Stauwehr - dann auf dem langen, sanften Uferweg bis zum Rheinfall. Der Rhein ist kilometerlang mit weissem Schaum verschmutzt.

Menschen am Rheinfall lassen ihren Blick ins Wasser reinfallen und wissen nicht recht, was das soll.

Am Wegrand eine Schrift auf einem Felsbrocken: "Die ganze Schöpfung wartet darauf, dass wir Menschen werden..."

Dann die Stadt Schaffhausen: Abwasserreinigungsanlage, Wasserkraftwerksgebäude, Fussgängerunterführungsbeschilderung, Höchstgeschwindigkeitsradar und Billettautomatenwechselgeld.

Zeit: Viereinhalb Stunden.