Dienstag, 4. August 2009

Übers Hörnli

Der Beginn des heutigen Weges ist ein Jubellied. Wunderbares Wetter, ein sanftes Bergsträsschen. Von Fischingen gehts heute über das Hörnli nach Steg und noch etwas weiter durch das Tal bis Gibswil.



Das Hörnli hat zwei saftige Aufstiege, zum Teil über Treppen. Die Strecke Steg-Gibswil ist zwar flach aber man geht vor allem auf der Hauptstrasse.

Es ist ja wirklich eine abgelegene Gegend hier - aber mitten in die Ruhe grollt der Lärm der Langstreckenlinienflugzeugmotoren.

In der Kirche von Au ist in kleinen Bildern der Leidensweg Jesu dargestellt. So stelle ich mir den Sinn vor, der diese Bilder für die Menschen hatten, die das Bibelwort nicht lesen konnten oder durften: Sie nahmen das Wichtigste der christlichen Lehre über solche Bilder auf. Aber geht das überhaupt? Können Bilder das Wort ersetzen?

Eine Deckenmalerei ist in dieser Kirche auch interessant: Ein Mönch ist mit "Fäden" zu den Wundmalen Jesu verbunden. Den Gekreuzigten vor Augen - das wird auch an der Kanzel so dargestellt. Ein Kruzifix, dem Prediger zugewandt, soll ihn wohl erinnern, wen er da zu verkünden hat.



Das Hörnli ist wie eine Schranke: Im Norden die Katholiken, im Süden die Reformierten. In Fischenthal ist die Strasse neu geteert, die Markierungen exakt aufgemalt, die Kapelle der Methodisten ist der reformierten Landeskirche verkauft und wichtig sind hier Baugeschäfte, Anschlagbretter mit Werbung und Autolakiererei. Vom Jakobsweg ist kaum was zu sehen. Hier auf der reformierten Seite des Hörnli scheint Gott nicht mehr im Leben der Menschen eine Rolle zu spielen. So ist auch die Kirche von Fischenthal zuerst einmal kalt, langweilig, leer. Doch bei näherem Hinsehen entdecke ich doch relevante Zeichen: Die drei farbigen Glasfenster im Chor, die dominierende Orgel, ein Kreuz steht da und ist mit "Konfirmation 2008" angeschrieben. Und die Bibel ist bei Psalm 104 aufgeschlagen. An der Wand steht gross "Herr, du tust mir kund den Weg zum Leben." aus Psalm 16.

1 Kommentar:

  1. Claudia Flütsch6. August 2009 um 14:00

    Können Bilder das Wort ersetzten? Interessante Frage! Das Wort an sich ist ja Symbol, arbiträr und auf Konventionen beruhend, wird also selbst in unseren Köpfen zum Bild (die Linguisten nennen das Signifikat und Signifikant). Die Welt speist den Text (würden die Dekonstruktivisten vehement ablehnen ,-)). Die zwei-Bücher-Lehre der Hermeneutik kommt hier zum Zuge: Gott manifestiert sich durch das Wort und durch die Welt. Ich denke, dass erst die Symbiose von Wort und Bild-Welt den Mehrwert im Verstehen schafft. Die Metapher, das Bildwort, scheint diese Symbiose anzustreben. Letztendlich jedoch muss sowohl das Wort, wie auch die Welt (der Bilder) durch den Heiligen Geist übersetzt/überführt werden, um mich zu verändern.

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