Mittwoch, 5. August 2009

Der helle Weg

War Jakobus in Spanien? Sein Freund Paulus jedenfalls träumte davon, dorthin zu gehen: "Wenn ich reisen werde nach Spanien..." (Römer 15,24). Auf einer Jakobsweg-Erklärungstafel steht die Legende zur Muschel: Ein Ritter brachte die Leiche des Jakobus nach Spanien auf dem Schiff. Die Leiche jedoch ging im Meer verloren. Auf wunderbare Weise kam sie wieder zum Vorschein und zwar mit den bekannten Muscheln bedeckt.

Der Weg führte mich heute von Gibswil nach Rapperswil und dann über den Seedamm nach Pfäffikon. Es war ein heisser Sommertag. Aber meistens wehte ein feines, kühlendes Lüftchen und mein Strohhut tut gut.
Ich könnte ja einen beliebigen Weg wählen. Ich könnte links oder rechts abbiegen. Ich könnte ausweichen. Ich könnte einen vermeintlich besseren Weg gehen. Aber zum hellen Weg (hell im Gegensatz zum dunklen Weg der Depression, des Leidens, der Not) gehört, dass ich mich dem Gegebenen füge.

Als die Alpen am Horizont auftauchten und etwas später der Zürichsee, bekomme ich richtig Lust weiterzugehen und Rapperswil zu erreichen.

Eine Begegnung mit einem alten Bauern ruft mir den Preiskampf, die Ungerechtigkeiten im Handel, das Geschäfte machen als Lebens(er)füllung in den Sinn. Die ersten fünf Minuten hat er mit mir hochdeutsch gesprochen - dann hat er gemerkt, dass ich auch einen Schweizerdialekt spreche und hat dann umgestellt: "Es kommen fast nur Deutsche hier vorbei."

Der Weg geht durch einen Hohlweg.

An dieser Wegstrecke gibt es einige ehemalige Pilgerherbergen. Hier die in Töbeli. Sie wurde 1621 erbaut. An der Wand diese schönen Worte:



Im Fenster stehen Gegenstände die mich ahnen lassen, wer dort jetzt wohnt: Synkretisten, Esoteriker - "die Kraft spüren, es ist nicht wichtig welche Religion du hast, aber du musst eins werden mit dem Ganzen,..usw."

Rapperswil mir dem See und der Burg. Das Städtchen zeigt sich von seiner besten Seite. Hinter der Postkartenidylle sind Menschen mit ihren manchmal ganz traurigen Geschichten. Ich freue mich, dass hier die Kirche "Prisma" wirkt. Eine Freikirche, die nah bei den Menschen und nah bei Gott ist und so wirkliche Spiritualität lebt. Ich treffe hier auch ein Kapuziner Kloster (die Mönche sehe ich nicht) in dem seit mehr als 400 Jahren Kapuzinermönche (Franziskaner) leben und wirken. Heute bieten sie Frauen und Männern für eine Woche bis zu einem halben Jahr an, mit ihnen zusammen zu leben. Sie schaffen Raum um Ruhe, Innerlichkeit und Spiritualität zu erfahren. Draussen vor dem Kloster will ein Bettler Geld. Später treffe ich ihn sogar in der Kapelle der Kapuziner und dort spricht er auch Besucher um Geld an. In der schlicht gestalteten Kapelle ist ein Liturgiebuch aufgeschlagen - bei Kapitel 6 des Johannesevangeliums - die Speisung der 5000.

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