Montag, 3. August 2009

Jakobsmuschel

Der Wetterbericht verheisst dunkle Wolken und ein Regentag. Trotzdem mache ich mich von Münchwilen auf. In Fischingen hatte ich dann genug Wasser unter dem Regenschutz um nicht mehr weiterzugehen.
Dazu passen die vielen Muscheln, die ich auf dem Weg antreffe. Sie sind das Pilgerzeichen. Ich treffe sie an Hauswänden, auf Wegweisern und in Sirnach in dreifacher Ausführung im Gemeindewappen. Das zeigt, dass Sirnach schon von alter Zeit her eine Pilgerstation war. Die Beamtin der Gemeindeverwaltung ist sehr freundlich und drückt mir mit guten Wünschen für die weitere Reise, einen Stempel in meinen Pilgerpass. Gleichzeitig melden sich zwei Ausländerinnen am zweiten Schalter in der Schweiz an: "Wir sind in die Schweiz eingereist - welche Aufenthaltsbewilligung bekommen wir?"
Die Jakobsmuschel: Sie ist im Meer zu finden, dort, wo das Ende des Jakobweges ist. Eine schöne Übertragung habe ich dazu in Sirnach gelesen: Die Jakobsmuschel zeigt Himmel und Erde wie sie zusammenkommen und die Perle hervorbringen - Jesus Christus. In ihm verbinden sich Himmel und Erde und er ist die wertvolle Perle für uns.

Das Kloster Fischingen ist von Benediktinermönchen bewohnt. Es gibt eine Schreinerei, eine Töpferei, einen Gastrobetrieb und eine Pfarrei. In einer Kapelle werden die Stundengebete der Mönche abgehalten - in den Stuhlreihen hat jeder Mönch gleich sein Pult mit den liturgischen Büchern. Im "Direktorium 2008/2009 der Benediktiner-Kongregation" lese ich: "Dienen mag hier, wer Willens, nach strengem Gesetze zu leben, Eifrig bestrebt; wenn nicht: "Schnell nur fort!", ist das Gebot." Ja, so ist das wohl im mönchischen Leben. Klar auch, dass sie Nachwuchsprobleme haben. Ein Kloster ist eigentlich eine kluge Erfindung: Hier kommen Himmel und Erde auch zusammen und zwar in einer recht ausgewogenen Mischung - das Spirituelle erhält hier seinen angemessenen Platz und viel Gutes wird durch das Kloster getan.



Diese steile Treppe zur Klosterkirche macht den Weg zwischen Himmel und Erde nicht gerade leicht...
Die barocke Kirche vermittelt auch innen etwas ganz anderes als das Muschel-Gleichnis. Diese pompöse, kitschige und schwülstige Einrichtung. Diese vielen Altäre und Bilder. Der hohe Bau und das Gitter mitten in der Kirche - die Trennung von Laien und Priestern - das bringt wohl kaum eine Perle Jesus Christus hervor. Ich spüre hier nur eines: Macht.
Auf einem Altar liegt ein Buch (liebe Katholiken: Ist das überhaupt mit Euren Heiligkeitsvorstellungen vereinbar?) in das Menschen ihre Gebete, Wünsche, Bitten und Dank aufschreiben. Da liegt es drin, dass jemand tatsächlich den Anfang des Liedes "Herr ich danke dir, denn du bisch so gut zu mir. Dini Gnad, dini Liebi het keis Änd." (Autor: Jean-Daniel von Lerber, "voll" evangelikal!) aufgeschrieben hat. Darunter steht: "Danke dass ich hier sein kann - es ist wirklich ein Kraftort." ("voll" esoterisch!). Menschen von heute vermischen alles und können kaum noch unterscheiden, kennen die Hintergründe nicht. Und so wurstelt die röm. katholische Kirche mit ihren Bildern und ihrem Götzendienst fröhlich - oder doch eher unüberlegt, traditionsbehaftet und stur - weiter. Der Bildersturm der Reformation war, trotz dem Verlust von Kulturgut, notwendig.
Eine Muschel als Bild würde durchaus genügen.

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