Freitag, 31. Juli 2009

irren

Bei herrlichem Wetter bin ich heute die Strecke Märstetten bis Münchwilen gelaufen. Zum ersten Mal bin ich Pilgern begegnet: Eine Frau kommt mir gedämpft und verkrampft lächelnd entgegen. Zwei junge Typen grüssen freundlich und sind gleich wieder in ein Gespräch vertieft. Ein älterer Mann mit Wanderstöcken sitzt auf einer Bank und packt den Rucksack aus.

Analog zum Passionsweg Jesu ist hier nach Amlikon ein "Schweizerbauern-Weg" installiert. Mit sogenannten "Lockpfosten" wollen die Bauern dem Vorbeigehenden den Wert der Landwirtschaft näher bringen. Die Stationen heissen z.B. "Oekolohn", "Augenweide", "Dufttest". Meine Idee dazu wäre: Mit den Themen des Alphalive-Kurses solche Stationen am Jakobsweg aufbauen. Dann würden die Pilger endlich über den Kern und das Wesentliche des christlichen Glaubens informiert.

Ich gehe mit Irrlehrern nach fogender Richtlinie um: Lasst alles wachsen - auch das Unkraut - in der Ernte wird aussortiert - und zwar vom Schnitter.
Ich denke, dass man sich ein bischen irren darf. Schliesslich ist das menschlich.
Irren ist ja nichts Böswilliges. Irren geschieht in bestem Wissen und Gewissen. Willentliche irren gibt es gar nicht, das wäre Betrug ohne Sinn.





















Welcher Weg führt zur Kirche? Welcher zu Gott?

Die Kapelle Kaltenbrunnen wurde am 3. August 1781 eingeweiht. Diese Gegend wurde vor der Reformation vom Johanniterorden geprägt. Diese hatten 1228 eine Kamturei (eine Art Kloster) in Tobel gegründet. Während der französischen Besetzung 1798 erlosch der Orden. Wobei ich die Johanniter als evangelischen Orden von Deutschland kenne. Da betreiben sie nach wie vor Krankenpflege, Sanitätsdienste und Diakonie. Der Orden trat in der Reformationszeit zu den Evangelischen über. Das verschweigt man hier in den Unterlagen in der röm. katholischen Kaltenbrunnen-Kapelle. Überhaupt ist es interessant in dieser Gegend das Hin und Her zwischen den beiden Konfessionen zu betrachten. Zuerst röm. katholisch - auch verbunden mit dem Kloster St. Gallen. Dann trat die Bevölkerung von Tobel und den umliegenden Dörfern dem neuen Glauben des Reformatoren Zwingli bei. "In einer Eingabe meinten sie unter anderem, wenn die Priester das Zölibat schon nicht einhielten, sollten sie lieber gleich heiraten." (Aus: Hans Matthey, 200 Jahre Kapelle Kaltenbrunnen). In Tobel wurden die katholischen Gottesdienste eingestellt und die Altäre entfernt. Nach dem Sieg der Katholiken in der zweiten Kappelschlacht (in der Zwingli starb) wurden aber wieder einige röm. katholische Kirchen hergestellt: Tobel wurde wieder katholisch, Affeltrangen blieb hingegen reformiert. Heute sieht man das an den beiden Kirchen: Affeltrangen mit einer grossen reformierten Kirche, mit einem Hahn auf dem Turm und Tobel mit einer alten röm. katholischen Kirche, mit einem Kreuz auf dem Turm. Nun, auch die Kapelle Kaltenbrunnen ist röm. katholisch. Und zwar wurde sie vor mehr als 200 Jahren von einem Gönner gestiftet mit der Auflage, dass darin immer röm. katholische Messen gelesen werden. Der Stifter liess die Kapelle bauen, "...um seiner und der seinen Seel Heil willen, zur Aufbauung und Mehrung des Dienstes Gottes, zur Ehre der überaus gebenedeiten jungfräulichen Mutter Gottes Maria, und aller lieben Heiligen, und zum Troste der abgeleibten christgläubigen Seelen im Fegefeuer." (Aus: ebenda). Womit wir einige der Irrlehren der röm. katholischen Kirche beisammen hätten: Bezahlen, um Seelenheil zu gewinnen, Marienverehrung, Gebete für die Verstorbenen und das Fegefeuer.

Wesentlich ist, den Weg zu finden.

Ich staune immer neu über die vielen Häuser, auch in den Dörfern - fast alle fein herausgeputzt, mit teueren Ausbauten, modernen Fassaden, architektonischen Luftsprüngen - alles in allem Ausdruck von viel Geld.

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