Dienstag, 28. Juli 2009

Konzil zu Konstanz

Etwa 100 Jahre vor der Reformation war die röm.-katholische Kirche in dermassen viele weltliche Händel und Machtkämpfe, in sittlichen Zerfall und äusserlichen Versuchen diese Kirche zu erhalten, verstrickt, dass sie für den heutigen Betrachter leicht als ungeistliches, menschliches, "fleischliches" Kirchemachen zu entlarven ist.
1414 bis 1418 (die Zeitspanne des 1. Weltkrieges...) war Konstanz der Mittelpunkt der Abendländischen Welt. Rund 50'000 Gäste beherbergte die Stadt und kam damit an die Grenze des Verkraftbaren.
Der Grund der vielen Besucher war eine, für die röm.-katholische Kirche, unhaltbare Situation. Sie hatte drei Päpste gleichzeitig. Und dann war noch ein deutscher König der kräftig mitmischte. Das Konziel sollte in dieser Situation Klarheit schaffen und den einen Papst finden. Es wurde nicht wie an anderen Konzilien grundlegend tief dabattiert. Es wurde mehr intriegenhaft und machtpolitisch entschieden. Ein Papst floh, einer gab nach und zog sich in Würde zurück, einer fügte sich sonst. Und ein neuer Papst mit dem Namen Martin der Fünfte wurde erkoren.
Wichtiger scheint mir die zweite Schiene, die das Konzil auch behandelte, zu sein: Es wurden drei sogenannte Ketzer (Irrlehrer, Abtrünnige) zum Tode verurteilt. Der schon lange vor dem Konzil verstorbene John Wesley, der für die evangelischen Freikirchen starke theologische Wahrheiten vererbte und wesentliche reformatorische Anliegen schon damals formulierte. Seine Gebeine wurden dann 1428 nachträglich verbrannt. Jan Hus, der Täufer, der Vater der Hussiten (Böhmen), die eine wichtige reformatorische Bewegeung wurde. Hus war einer der Vordenker der Reformation rund um Martin Luther. Jan Hus (auch Huss geschrieben) wurde am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt. Hieronymus von Prag war der Dritte der durch das Konzil von Konstanz zur Verbrennung verurteilt wurde. Er war eng verbunden mit Jan Hus und teilte das Gedankengut von John Wesley. Hieronymus wollte vor dem Scheiterhaufen fliehen, widerrief seine Ansichten, besann sich dann etwas später und endete so auf dem Scheiterhaufen.
Zur Illustration der Zustände von damals: Während des Konzils waren 600 offizielle Prostituierte in der Stadt und daneben sicher noch etliche "inoffizielle".

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